Über die Schönheit eines Gesichtes
Über Harmonie und Schönheit im Allgemeinen



Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist der Bildbeginn zu „Die Sonnenpferde“ und die Kritik einer Person, am linken Auge einer der Figuren sei etwas nicht in Ordnung.
Tatsächlich, die Frau rechts oben in der Komposition des Bildes schielte.
Die Ausbesserung erfolgte durch Verdichtung des Schattens. Eine Kleinigkeit, bestehend aus einem einzigen schwarzen Punkt und einem einzigen Strich, aber groß in der Wirkung.
Diese Erfahrung veranlaßt mich die Gedanken weiterzuspinnen.
Die Blickrichtung und somit die Energie des rechten Auges und des Gesichtes an sich, geht schräg nach links unten. Durch die fehlerhafte Licht- und Schattensetzung des linken Auges, ging die Blickrichtung, somit Energiefluß nicht parallel zum rechten Auge nach links unten, sondern kreuzte nach rechts-unten. Diese Irritation könnte man doch auch bewußt einsetzen bei der naturgetreuen Wiedergabe eines in sich unharmonischen Gesichtes mit einander gegenläufigen Energiebahnen, was der Realität wohl gar nicht so entgegen wäre. Denn sind nicht die allermeisten Menschen in ihren Alltagssorgen und Wünschen verstrickt?
Wieso ist ein glückliches Gesicht, auch wenn es den Modekriterien an sich nicht entspricht, klar und schön?
Was nehme ich beim Anblick eines Gesichtes bewußt und unbewußt wahr?
Das Gesicht eines Menschen stelle ich mir vor wie den Bildschirm eines PC´s.
Ich kann dort vielerlei Dateien übereinander legen und kann ich den Inhalt dieser Dateien mehr oder weniger selbst bestimmen.
Stellen wir uns alle Dateien unseres Hier und jetzt vor als durchsichtige Folien und jeder Gedanke erzeugt eine Beschriftung und Färbung je einer Folie. Alle diese Folien werden übereinandergelegt und ich sehe die Gesamtheit meines Seins, meiner Gedanken. Die tieferen Schichten sehe ich undeutlicher, das Aktuelle, oft mit intensiven Gefühlswallungen verbunden, mehr im Vordergrund. All diese übereinander gelegten bunten Folien ergeben bei der Ansicht von außen ein Bild des Chaos. Viel zu viele Schichten, deren Energieflüsse gegenläufig sind.
Lenke ich nun meine Gedanken bewußt in aufbauende, lichtvolle Bereiche, lerne ich strukturiert und klar zu denken und führe ich ein einigermaßen korrektes Leben, entlasse ich belastende Inhalte durch Rekapitulation, zum Beispiel am Abend vor dem Einschlafen den Tagesablauf rückläufig vor dem inneren Auge wertungsfrei vorbeiziehen zu lassen, leere ich damit meinen Papierkorb aus und bringe den verbleibenden Inhalt der Folien mehr in Harmonie. Die Folien werden damit wieder durchsichtiger, das Chaos klärt zu Struktur.
Je mehr Folien übereinander liegen, desto vielschichtiger die Persönlichkeit mit einerseits verstärktem Ego, andererseits aber auch mit mehr Potenzial an Erkenntnisfähigkeit.
Alle diese übereinander liegenden Folien und deren Gesamteindruck werden mehr oder weniger bewußt von der Umwelt, den anderen beseelten Geschöpfen wahrgenommen.
Je klarer das Denken, desto klarer die Linien des Gesichtes, desto harmonischer mein Sein.
Die Schönheit und Klarheit der Gesichtszüge sind untrennbar mit der Reinheit und Klarheit der Gedanken verbunden.
Das reine Licht meiner Eins tritt durch Widerspiegelung in Beziehung mit seiner eigenen Projektion nach außen. Bewegung entsteht, das ist das Wesen des Lebens und jeder Impuls des Instinktes und jeder Gedanke seit ewigen Zeiten legt Folie um Folie über das strahlend helle Licht meines Seelenkernes.
Durch mich hindurch schimmert dieses Licht im Alltag als mehr oder weniger trüber Schatten und verdunkeln die Folienschichten meine eigene Wahrnehmungsfähigkeit, und zwar meiner selbst und meiner Unwelt.

Gedanken lesen, nonverbale Kommunikation mit anderen Wesen funktioniert dann so, daß ich aus der Gesamtheit meines Vis-à-vis die spezielle Folie mit dem einen speziellen Gedanken aufgrund gesteigerter Wahrnehmungsfähigkeit aufnehmen kann und um den Inhalt weiß.
Es mag daher vorkommen, ab und an, dass ein feinfühliger Mensch bei anderen Menschen für den Bruchteil einer Sekunde ein anderes Gesicht sieht, manchmal ein fein vergeistigtes und manchmal auch ein erschreckend häßliches. Für einen kurzen Augenblick nur, um dann wieder das gewohnte „Alltagsgesicht“ zu sehen. Aber ich bin mir sicher, dass jeder unbewußt die zahlreichen Gesichter seines Gegenüber wahrnimmt, sei es durch diffuse Ahnung oder durch ein klares Bild, verbunden mit einer unumstößlichen Gewißheit.